Öffentlichkeit und Termine der LiLi Kommunalwahl 2006 - Termine, Wahlaussagen, KandidatInnen |
Gerechtigkeit und Mitbestimmung Wirtschafts- und sozialpolitische Ideen 1.
Die Wiesbadener Kommunalpolitik muss auf den Stopp des Privatisierungswahns
von kommunalen Betrieben und Einrichtungen hinarbeiten. Nur so können öffentliche
Aufgaben im Interesse der Öffentlichkeit und unter deren Kontrolle und
Einflussnahme gestaltet werden. Damit muss dem Versuch der Arbeitsplatzvernichtung,
der untertariflichen Bezahlung und der Absenkung der Qualität der erbrachten
Leistungen entgegengetreten werden. Auch wenn Quersubventionen aus
anderen öffentlichen Bereichen, zum Beispiel der Energiewirtschaft, zugunsten
des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch die EU verboten werden
sollten, rechtfertigt dies keine Teilprivatisierung der ESWE. Schon wegen des
Risikos künftiger Kapitalmarktturbulenzen ist die Finanzierung eines
attraktiveren und preiswerteren ÖPNV aus kommunalen Steuereinnahmen gegenüber
Zinseinnahmen aus dem Privatisierungserlös vorzuziehen. 2.
Auch bei einer konjunkturbedingt niedrigeren Arbeitslosenquote muss es darum
gehen, allen Bürgerinnen und Bürgern eine Chance zur Teilnahme am
Arbeitsleben zu eröffnen. Daher treten wir für Projekte der öffentlich
geförderten Beschäftigung im Bereich personennaher Dienstleistungen sowie im
sozialen, kulturellen und Umweltbereich ein, ohne damit einen Niedriglohnsektor
schaffen zu wollen. Hierzu bedarf es kommunaler Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaften,
die sich zumindest teilweise durch eingesparte Sozialleistungen und
steigendes Steueraufkommen selbst finanzieren. 3.
Wir werden uns für die Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe
engagieren und damit für die Förderung von kleinen und mittelständischen
Unternehmen. Dies beeinflusst die Beschäftigungs- und Ausbildungssituation
positiv und verringert die Umweltbelastung. 4.
Wir fordern die Etablierung eines „Runden Tisches“ für Beschäftigungsaufbau
und -sicherung unter Beteiligung von ortsansässigen Betrieben, Betriebsräten,
Gewerkschaften, der IHK, der Handwerkskammer und der Landeshauptstadt Wiesbaden. 5.
Es muss endlich erreicht werden, dass Sachverstand und Praxisnähe der
Betriebsräte berücksichtigt werden. Die Arbeitgeber müssen beweisen, dass
sie auch ihrer sozialen Verpflichtung in unserer Stadt nachkommen und nicht nur
Gewinnmaximierung betreiben. Allerdings sollten praxisnahe Lösungen gefunden
werden, falls Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Betriebsinhaber,
die sich durch Dumpinglöhne und untertarifliche Bezahlung Wettbewerbsvorteile
verschaffen, müssen öffentlich kritisiert werden. 6.
Öffentliche Aufträge dürfen nur an Unternehmen vergeben werden, die
Tarifverträge und das Betriebsverfassungsgesetz einhalten, Ausbildungsplätze
bereitstellen, Frauenförderpläne umsetzen und die Integration Behinderter im
Unternehmen sichern. Missstände, wie sie zum Beispiel von McDonald’s
praktiziert oder von bestimmten Arbeitgebern im Baugewerbe zugelassen werden, müssen
öffentlich geächtet werden. 7.
Unser Ziel ist, die Kommunalpolitik zu nutzen, um die Demokratie auch in der
Wirtschaft durchzusetzen. Wir werden auf die Betriebsräte, Vertreter der
Gewerkschaften und des DGB zugehen, wobei uns der praxisnahe
Erfahrungsaustausch wichtig ist. Politik im Rathaus darf sich nicht nur daran
orientieren, wie Standortvorteile in Wiesbaden den Unternehmen plausibel gemacht
werden können, sondern muss zumindest gleichrangig auch die Belange der
Arbeiter, Angestellten und Beamten einbeziehen. 8.
Die Linke Liste anerkennt die kritische Haushaltssituation. Die Steuereinnahmen
sollten dazu genutzt werden, in einem ausgewogenen Verhältnis Schulden
abzubauen und gezielt Investitionen in soziale, ökologische und kulturelle
Projekte fließen zu lassen sowie deren Erhalt langfristig zu sichern. Eine
Senkung des Hebesatzes für die Gewerbesteuer lehnen wir ab. 9.
Da auch Banken, Versicherung und andere ortsansässige Unternehmen ein Interesse
an einer Lebenswerten Kommune haben, fordern wir ein Zinsmoratorium bei den
Banken zugunsten des Gemeinwohls sowie die Beteiligung von Großunternehmen
– wie InfraServ, R+V Versicherung, DBV-Winterthur, Linde AG oder CSC
Ploenzke AG – an der Instandhaltung und Erweiterung der Infrastruktur, zumal
auch sie in besonderem Maße davon profitieren. Auf Geschenke an Großunternehmen
durch besonders günstig eingeräumte Grundstücksüberlassungen und Flächennutzungen
sowie kostengünstige Ausnahmegenehmigungen muss verzichtet werden. Vielmehr
sollte kleinen und mittleren Unternehmen durch Überlassung städtischen
Grundbesitzes in Erbpacht die Neuansiedlung und Erweiterung erleichtert werden. 10.
Nur mit dem Erhalt und der Stärkung der kommunalen Unternehmen ist
langfristig die Finanzsituation der Landeshauptstadt Wiesbaden zu sichern. Der jährliche
Geschäfts- und Finanzbericht muss diese Unternehmen einschließen und sollte
neben der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz auch über wesentliche
Entwicklungen des Geschäfts, der Beschäftigung, der Berufsbildung und die auf
die mittlere Zukunft gerichteten Planungen Auskunft geben. 11.
Die finanzielle Beteiligung der BürgerInnen über Gebühren, Beiträge und
Entgelte muss sozial vertretbar, gerecht und bezahlbar bleiben. Diese
finanziellen Beträge sind durch die Großverbraucher von kommunalen Leistungen
in gleicher Höhe zu bezahlen wie von allen anderen BürgerInnen dieser Stadt. 12.
Wir unterstützen eine Modernisierung der Verwaltung. Das darf aber
keinesfalls zu Personalabbau und weniger Bürgernähe führen. Durch
Rationalisierung frei werdende Personalstellen sollten für mehr Personal in
den Bereichen Soziales, Kinder und Jugend, Kultur und Bürgerberatung genutzt
werden. |